Klimaneutralität lässt sich nur erreichen, indem wir unsere Städte aktiv umgestalten, auch hier in Essen. Wir haben Stadtplaner Michael Happe gefragt, wie das aussehen kann.
Worum muss sich Essen kümmern, um eine klimaneutrale Stadt zu werden?
Wichtigste Themen sind erneuerbare Energien, eine Verkehrswende, die Begrenzung des Flächenverbrauchs und ein anderer Umgang mit Wasser. Darauf müssen wir uns fokussieren.
Was bedeutet das konkret?
Wir müssen erneuerbaren Energien den Vorzug geben, wenn wir neue Wohngebiete planen. Aktuell spielen sie in Essens Stadtplanung keine Rolle. Stadtentwicklung sollte zudem die Verkehrswende fördern. In Essen gehen Verkehrsplaner derzeit jedoch von einer Steigerung des Kfz-Verkehrs um 10 Prozent aus, statt ihn stadtverträglich einzuschränken. Die Bebauung freier Flächen sollten wir vermeiden, sie erhöht die ohnehin steigenden Temperaturen im Sommer. Dennoch geht das Essener Planungsamt von einem überzogenen Bedarf von 16.500 neuen Wohnungen aus. Zudem erschwert weitere Versiegelung die Entwicklung einer sogenannten Schwammstadt, die Wasser speichert statt es abzuleiten.
Wie könnte die Stadt einen Wandel einleiten?
Sie muss die Menschen dazu motivieren, ihr Verhalten zu ändern. Beispiele dafür sind etwa eine CO2-Abgabe oder auch Vergütung von Solar- und Windstrom. Ein anderer Weg wären Förderungen zum Beispiel für die Entsiegelungen privater Grundstücke. Vor allem aber sollte der Stadtrat der Verwaltung zusätzlich zur Gesetzgebung weitere Ziele setzen, etwa zum Modal Split, der die gleichmäßige Verteilung aller Verkehrsarten vorsieht, zur Flächenversiegelung je Einwohner oder zum Anteil erneuerbarer Energien. Essen hat bisher nur Ziele für den Modal Split 2035, wirkt dem aber durch autoorientierte Wohnprojekte entgegen. Weitere Klimavorgaben gibt es bisher nicht.
Das ist ein richtiger Ansatz. Für mich stellt sich jedoch die Frage, wie die Stadt Menschen motivieren soll, wenn Sie selbst in Untätigkeit und Ideenlosigkeit verharrt? Man schaue sich doch einfach mal die messbaren Ergebnisse an, die sich seit dem Jahr der Grünen Hauptstadt vorzeigen lassen.
„Erlebe dein grünes Wunder“ hieß es. Und in der Tat, es ist wundersam wie wenig man tun kann.
Aber man kann auch ein Auto mit grüner Schrift in einer Werbeanzeige als Ökologisches Wunder verkaufen. Die Fahrradstraßen sind schon eine Errungenschaft, aber manchmal auch lieblos dahin gebastelt, wie am Porscheplatz.
Nun nimmt sich die Stadt erst einmal ein paar Jahre, um die Liegenschaften in Ruhe zu analysieren.
Ein Forschungsprojekt mit europäischen Fördermitteln wird gestartet. Dann kann man in aller Gemütlichkeit weiter überlegen, wo man anfangen möchte, wenn man dann wüsste wie. All das zeigt, wie planlos die Stadt umherirrt.
Die Technologien sind da und erprobt. Zudem gibt es in Essen viele Initiativen und engagierte Bürger. Erst vor kurzem bildete sich Solarstadt Werden, Klimaräte und Schülerfirmen an Schulen sind aktiv.
Um Essen herum blüht das bürgerschaftliche Engagement und Bürgerenergiegenossenschaften arbeiten im kommunalen Umfeld an „gemeinsamen“ Lösungen, um regenerative Energieprojekte voran zu bringen. Dazu gehört es auch, willens zu sein m i t den Bürgern einer Stadt und f ü r sie zu arbeiten, auch mal sie ernst zu nehmen.
Tatsächlich ist es möglich mit derartigen regenerativen Konzepten die vorhandenen Technologien, wie zum Beispiel die Photovoltaik, s c h n e l l zu realisieren. Und das zeigt, dass es möglich ist bereits j e t z t CO2-Emissionen zu senken!
Aber wenn man den Berichten in der WAZ und der WDR Lokalzeit Ruhr folgte, kann man sehen, wie viel die Stadt Essen zum Beispiel von Ideen findiger Schülerinnen und Schüler in Steele hält. Mal ehrlich: Wir Bürger sind doch eigentlich nur eine Last.
Wichtig ist, dass man überhaupt intrinsisch motiviert ist und handeln m ö c h t e .
Das kann ich in Essen leider nicht erkennen.