Fragen und Antworten

Essen steht vor einer Jahrhundert-Entscheidung. Mutige Klimapolitik ist möglich. Auf dieser Seite wollen wir auf häufige Fragen eingehen.

Gibt es noch mehr Fragen die dich beschäftigen? Schreib uns an info@klimaentscheid-essen.de

Was ist ein KlimaEntscheid?

Ein KlimaEntscheid ist eine Wortneuschöpfung, die die auf kommunaler Ebene real existierenden demokratischen Instrumente Bürgerbegehren und Bürgerentscheid mit dem Klimaschutz in Verbindung setzt.

Was ist das Ziel des KlimaEntscheid Essen?

Unser Ziel ist der Ratsbeschluss für Klimaneutralität in Essen bis 2030. Auf dessen Basis kann die Planung und Umsetzung eingeleitet werden. Aktuell möchte die Stadt bis 2050 klimaneutral werden.

Was bedeutet Klimaneutralität?

In einer klimaneutralen Stadt werden netto keine Treibhausgase ausgestoßen. An den Stellen, wo Treibhausgase frei werden, muss durch ausgleichende Maßnahmen gegengesteuert werden. Die Vermeidung von Treibhausgasemissionen ist das primäre und wesentliche Ziel.

Was ist der Unterschied zwischen klimaneutral und kohlenstoffneutral?

In einem kohlenstoffneutralen System wird kein Kohlendioxid (CO₂) ausgestoßen.

Bei einem klimaneutralen System werden keine Treibhausgase (CO₂e) ausgestoßen.

Trotz seiner zentralen Bedeutung gibt es wesentlich mehr klimaschädliche Treibhausgase als CO₂. Auch Methan oder Lachgas haben Treibhauserwärmungspotentiale. Der Weltklimarat hat hierfür Umrechnungsfaktoren gefunden.

CO₂e bezeichnet somit Kohlendioxid und äquivalente Treibhausgase.

Wie lauten die aktuellen Pläne der Stadt zum Klimaschutz?

Die Stadt plant bis 2050 klimaneutral zu sein, sowie eine Reduzierung der Treibhausgasemissionen bis 2030 um 60 % gegenüber 1990. Gleichzeitig hat sich die Stadt zum Pariser Klimaabkommen bekannt. Auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse lautet der Appell aus Paris, alles zu unternehmen, um die Erderwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen. Dieser Widerspruch ist Auslöser für unser Bürger*innenbegehren. Die Anpassung der Ziele ist notwendig.

2030 /-40 oder 2050 - macht das einen Unterschied?

Die Wissenschaft mahnt zum Umsteuern. Um die Erderwärmung zu stoppen, müssen wir den Treibhausgas-Ausstoß weltweit radikal senken. Städte liefern den Schlüssel dazu, denn hier entstehen rund 70 Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes. Bislang bleibt die Stadt Essen selbst auf dem Pfad hin zu Klimaneutralität bis 2050 zurück, wobei dieses Ziel nach jüngstem IPCC-Bericht die Begrenzung der Erderhitzung auf unter 2 Grad unmöglich macht.

Das jetzt noch verbleibende Treibhausgas-Budget wird für das 1,5-Grad-Szenario bereits Ende 2027 verbraucht sein. Danach erhöht jede noch so kleine weitere Erwärmung die Eintrittswahrscheinlichkeit von Kippunkten mit verheerenden Auswirkungen. Ab 2 Grad Celsius Erwärmung ist mit einer Kettenreaktion mit drastischen Folgen für den Planeten zu rechnen. Aus diesem Grund hatte sich die internationale Staatengemeinschaft auf diese Obergrenze geeinigt.

Eine Entscheidung für 2050 wäre ein Hochrisikoszenario in dem mit dem Auslösen von Kipppunkten geplant werden muss; eine unüberschaubare Eskalation.

Eine Entscheidung für 2040 gleicht einem Spiel mit dem Feuer. Manches könnte gerade so noch gut gehen; der Einsatz ist eine reale Überlebensentscheidung für Menschen die heute mit uns leben oder noch geboren werden.

Die Entscheidung für 2030 ist die einzig vernünftige. Sie steht für Gesundheit, Wohlstand und Lebensqualität. Sie gleicht einem Bekenntnis zum Pariser Abkommen und leistet einen Beitrag zur globalen Klimagerechtigkeit. Sie ermöglicht, dass Essen in Zukunft ein lebenswerter Ort sein wird; ein Ort der abermals für Innovation und Wandel steht. Ein Ort der die Bürger*innen mitnimmt und vor unkalkulierbaren Risiken schützt.

Die Vernunft spricht für #essenklimaneutral2030 

Ist das Bürger*innenbegehren bereits gestartet?

Am 09.09.2020 haben wir unser Bürger*innenbegehren bei der Stadt angemeldet. Unsere erste Forderung hieß, es soll ein Klimaaktionsplan mit dem Zieljahr 2030 erarbeitet werden. Dieser Plan wird aktuell von einem Dienstleister Konsortium ausgearbeitet. Das Begehren ist ausgesetzt. Aktuell hoffen wir auf die Vernunft der Akteure und deren Entscheidung für 2030.

Wann findet die Entscheidung statt?

Laut Aussagen der Stadt Essen wird in der Ratssitzung am 30.06.2021 die Ausrichtung der zukünftige Klimapolitik in Essen beschlossen.

SAVE THE DATE!

Was ist der SECAP?

Der Sustainable Energy and Climate Action Plan (SECAP), übersetzt Aktionsplan nachhaltige Energie und Klima Essen 2030/2050, bezeichnet das gesamtstädtische Klimakonzept für Essen. Er beinhaltet Handlungsempfehlungen zum strategischen Vorgehen im Klimaschutz und zur Anpassung an den Klimawandel (Klimaanpassung). Vereinfacht ausgedrückt handelt es sich um den Maßnahmenplan um Klimaneutralität bis zu einem bestimmten Zeitpunkt zu erreichen. 

Die Erarbeitung des SECAP wird seitens der Verwaltung als Prozess beschrieben in dem zunächst in einer sogenannten „Konzeptstudie“ ermittelt wird, „wie und unter welchen Voraussetzungen und Rahmenbedingungen die Stadt Essen Klimaneutralität bereits 2030 erreichen kann“ (Stadt Essen), also auch, welche Handlungs- und Gestaltungsspielräume verfügbar sind; selbiges gilt für den möglichen Zielpfad 2040. 

Dabei sollen neben den Handlungsmöglichkeiten auch die Kosten und die den Kosten gegenüberstehenden möglichen Kostenersparnisse, beispielsweise durch vermiedene CO2-Kosten oder Klimaanpassungskosten, dargestellt werden.

Wer rechnet den SECAP?

Das Konsortium umfasst drei Unternehmen; diese sind: 

Gertec Ingenieurgeselschaft, Essen 

Jung-Stadtkonzepte, Köln

EPC, Essen

Was kann ich jetzt tun?

Informieren, Materialien verteilen, über den KlimaEntscheid sprechen, aktiv werden, spenden, Bündnisse schmieden, und vieles mehr. Meld dich gerne bei uns unter info@klimaentscheid-essen.de.

Wo kann ich unterschreiben?

Das Bürger*innenbegehren ist aktuell ausgesetzt. Derzeit gibt es keine Möglichkeit zu unterschreiben. 

Essen tut schon viel, war 2017 sogar Grüne Hauptstadt. Warum braucht gerade Essen einen KlimaEntscheid?

In der Tat wurden die Treibhausgas-Emissionen in Essen zwischen 1990 und 2017 laut dem Umweltamt um 32,9 % gesenkt. 40,0% Minderung war das Ziel bis 2020 das womöglich aufgrund der Corona-Pandemie eingehalten werden konnte. 

Leider reicht das nicht, um hochriskante Klimaszenarien auszuschließen. Wir spüren die Folgen der Klimaveränderungen schon heute. Trotzdem ignoriert die aktuelle Planung die  Wisschenschaft und politische Vereinbarungen. Wir Essener*innen haben mehr verdient.

Betrifft der Klimawandel Essen überhaupt?

In der Tat. Heftige Regenfälle, Hitzewellen, Waldbrände und Dürren werden häufiger. Durch unregelmäßige Niederschlagsmengen und Wasserknappheit wird es in der Landwirtschaft zu Nahrungsengpässen sowie zu steigenden Lebensmittelpreisen kommen. Das städtische Grün wird durch Extremtemperaturen anfälliger für Krankheiten und muss immer öfter gerodet werden. Die Hitze ist insbesondere für ältere und schwangere Personen sowie Kinder eine körperliche Belastung. Auch Krankheiten aus anderen Weltregionen werden hier üblicher werden. Nicht zuletzt ist der Klimawandel eine Fluchtursache. Gebäude und der Katastrophenschutz müssten den Anforderungen entsprechend nachgerüstet werden, Bestandssanierungen der Infrastruktur häufiger werden. Der Klimawandel betrifft uns vor Ort auf vielfältige Weise.

Ist CO₂e-Neutralität bis 2030 möglich?

Ja, wenn wir uns dafür entscheiden und konsequent agieren. Es geht in diesem Bürger*innenbegehren darum, die Verhaltensweisen, Maßnahmen und Technologien zu analysieren und deren Einfluss in die Modelle mit aufzunehmen, die zur Machbarkeit von Klimaneutralität 2030 beitragen. Die am 13.10.2020 veröffentlichte Studie des Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie zeigt, wie ganz Deutschland bis 2035 kohlenstoffneutral werden könnte. Viele wesentliche Maßnahmen sind bis 2030 umsetzbar. Es geht hier konkret um die Lebensgrundlage der Menschen jetzt und in Zukunft. Wenn wir uns gemeinsam dafür entscheiden ist das Ziel erreichbar.

Kann ich in Zukunft weiter Auto fahren?

Es wird in Zukunft weniger Autofahrten geben. 2017 stand der Motorisierte Individualverkehr (MIV) in Essen für 69 % des Treibhausgasausstoßes im Verkehrssektor und für 19,9 % der stadtweiten Emissionen. 55% der Verkehrswege wurden im MIV zurückgelegt. Die Stadt selbst plant bis 2035 den Modal Split 4×25%,, demnach sollen nur mehr 25 % aller Fahrten durch den MIV durchgeführt werden. Diese Ziele bestehen. Fahrten und Fahrzeuge werden reduziert. 

Was darüber hinaus mit Car-Sharing, Elektroautos und anderen Systemen eingespart werden kann steht weiter zur Diskussion.

Wo liegen die größten Hebel?

Wärme + Strom + MIV = 89% der Emissionen in Essen 2017!

35% der Treibhausgas Emissionen in Essen waren 2017 auf die Wärmeversorgung  zurückzuführen. Es braucht eine verbesserte Dämmung zur Vermeidung von Wärmeverlusten und die Abkehr von fossilen Trägern zur Wärmeerzeugung zugunsten von elektrischen Wärmepumpen und Solarthermieanlagen. Selbstverständlich geht es dabei auch darum, wie Industrieanlagen, -prozesse und Abwärme in die Wärmeversorgung eingebunden werden können

34 % der in Essen ausgelösten Treibhausgasemissionen 2017 kamen aus der Stromproduktion. Eine auf erneuerbaren Energiequellen basierte Stromproduktion ist möglich und notwendig. Der zusätzliche Bedarf für die Erzeugung von Grünem Wasserstoff muss konzeptionell mitgedacht werden was umso mehr für den rasanten Ausbau der Erneuerbaren spricht. 

29 % aller in Essen ausgelösten Treibhausgas-Emissionen entstanden 2017 im Verkehrssektor. Es braucht eine Reduktion von Fahrten im MIV, effizientere Fahrzeuge, vor allem jedoch klare Vorfahrt für den Fuß- und Radverkehr, den ÖPNV und die Schiene. 

Die durch Ernährung ausgelösten Treibhausgas-Emissionen sind weiter nicht zu vernachlässigen. Sie spiegeln sich in der Bilanz für Essen selbst allerdings kaum wieder. Die Schäden werden schließlich ausgelagert (Rodung, Monokulturen, Nitratanreicherung, Reduktion der Artenvielfalt). Es lässt sich vereinfacht zusammenfassen, dass eine Reduktion von Fleisch und tierischen Nahrungsmitteln den Treibhausgasgehalt der Ernährung senkt. 

Ist doch alles viel zu teuer, oder?

In der Tat sind die notwendigen Investitionen gewaltig. Es gibt jedoch diverse Berechnungen die darlegen, dass erstens die Klimaschutzinvestitionen günstiger sind als die Klimaschadenskosten und die weiterhin belegen, dass die Rechnung günstiger wird, je schneller gehandelt wird. 

Investitionen in Klimaschutzmaßnahmen sparen uns langfristig Geld. 

Sollten wir nicht ausreichend investieren, werden ökologische und soziale Systeme in die Brüche gehen. Wir werden mit umkalkulierbaren Risiken leben müssen. Das zu vermeiden sollte uns die monetären Kosten wert sein. 

Was sind Klimaschadenskosten?

Grundsätzlich gilt, dass der Ausstoß von Treibhausgasen Umweltschäden verursacht. Es bestehen negative Folgen für Natur, Pflanzen und die Menschen. 

 „Im Klimabereich wird mit dem Schadenskostenansatz die Höhe der Schäden geschätzt, die der Gesellschaft durch Treibhausgasemissionen und dem daraus resultierenden Klimawandel entstehen. Mit dem Vermeidungskostenansatz werden hingegen die Kosten geschätzt, die die Gesellschaft tragen muss, wenn sie den Klimawandel auf ein bestimmtes Ziel begrenzen, also Treibhausgasemissionen vermeiden will“ (Umweltbundesamt). 

Durch Treibhausgasemissionen werden Klimakosten verursacht. Laut Umweltbundesamt liegen die Kosten für 1 Tonne CO2äq bei 195€ im Jahr 2020. 

Dies gilt bei einer Höhergewichtung der Wohlfahrt heutiger Generationen. Wenn man die Wohlfahrt zwischen den Generationen gleichgewichtet müsste 1 Tonne CO2äq mit 680€ im Jahr 2020 bepreist werden um die verursachten Kosten darzustellen. 

Auf den Punkt gebracht bedeutet dies laut Maria Krautzberger, damals in Funktion als Präsidentin des Umweltbundesamtes: „Maßnahmen für den Umwelt- und Klimaschutz sparen uns und kommenden Generationen viele Milliarden Euro durch geringere Umwelt- und Gesundheitsschäden. Das sollten wir auch bei der Diskussion um Luftreinhaltung oder den Kohleausstieg nicht vergessen.“ (Umweltbundesamt)

Der aktuell geltende CO2 Preis liegt bei etwa 25€/ Tonne, so ist die schadhafte Umweltwirkung bei weitem nicht verhältnismäßig eingepreist. Eine Angleichung ist bis zu einem gewissen Maß geplant. Emissionsreiche Prozesse werden teurer. 

Wer steht hinter dem KlimaEntscheid Essen?

Ein Impulsvortrag von GermanZero bei der 1. Essener Klimakonferenz im Februar 2020 brachte alles ins Rollen. GermanZero erarbeitet ein 1,5-Grad-Gesetz für ganz Deutschland und motiviert Bürger*innen, sich auch für kommunale Projekte zur Klimaneutralität einzusetzen. Wir Aktive sind ehrenamtlich tätig und möchten die Essener Zivilgesellschaft vernetzen, um gemeinsam den Klimaschutz voranzutreiben.

In ganz Deutschland sind 2020 20 KlimaEntscheide gestartet, 2021 folgen weitere.

Wo steht ihr politisch?

Wir fordern eine mutige Klimapolitik. Dabei sind wir politisch unabhängig. Das Bestreben nach mutiger Klimapolitik ist eine Überlebensfrage. 

Wie stehen die Essener Parteien zum KlimaEntscheid Essen?

Bislang unterstützen Die Grünen, DIE LINKE, der SPD-Ortsverein Margarethenhöhe und Volt unsere Forderung. Wir hoffen stark darauf, dass sich weitere anschließen. Wir selbst verstehen uns als überparteilich – angemessener Klimaschutz ist schließlich keine parteipolitische, sondern eine Überlebensfrage.

Was ist der KlimaStadtPlan?

Der KlimaStadtPlan ist ein wegweisender Maßnahmenkatalog, der Impulse gibt, um Essen bis 2030 klimaneutral zu machen. Das Dokument wurde von Klimawissenschaftler*innen, Expert*innen und Praktiker*innen aus Wirtschaft und Forschung entwickelt. Der KlimaStadtPlan Essen zeigt, wo die größten Einsparpotenziale für die Stadt Essen liegen und welche finanziellen und personellen Aufwände mit konkreten Maßnahmen verbunden sind. In der Erstellung ihres eigenen Plans könnte die Stadt einzelne Maßnahmen übernehmen. Hier gehts zum Download

Ich möchte den KlimaEntscheid finanziell unterstützen. Wofür braucht der KlimaEntscheid Spenden?

Für die Erstellung von Druckmaterialien (Plakate, Unterschriftenzettel, Flyer), Pressearbeit, Klemmbretter und Stifte, Erkennungsmaterialien (Beachflags, Mund-Nasen-Schutz, Flaggen), etc. benötigen wir Spenden.